Sanskrit – geheimnisvoller Ursprung des Deutschen?
Wer hätte gedacht, dass wir alle ein bisschen Sanskrit verstehen? „Matar” (मातृ) zum Beispiel. Ja, die “Mutter“ ist gemeint. Auch das Wort „Tochter“, „duhitar“ (दुहितृ), wirkt vertraut. Dabei umschwirrt das Sanskrit doch eigentlich eine sehr geheimnisvolle Aura – als 9.000 Jahre alte indische Sprache der Yogis und Brahmanen …
Geburtsstunde der Indogermanistik
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erforschte der Indologe William Jones Ähnlichkeiten zwischen dem Altgriechischen und dem Sanskrit. Der Schriftsteller Friedrich von Schlegel entwickelte diese These weiter und kam in seinem Werk Über die Sprache und Weisheit der Indier zu dem Schluss, dass Sanskit die Grundsprache aller europäischen Sprachen sein müsse. Die Indogermanistik, die Wissenschaft der indogermanischen bzw. -europäischen Sprache, war geboren.
Unsere Vorfahren wanderten durch die Weltgeschichte
Heute weiß man, dass unsere Geschichte eine Geschichte der Wanderungen und Umsiedlungen ist. Sie begann in Europa, als sich der Homo sapiens vor ungefähr 40.000 Jahren auf dem Weg von Asien gen Westen aufmachte. Ab ca. 8000 vor Christus gab es weitere Einwanderungswellen von Ackerbauern und Kriegern aus Vorder- und Zentralasien.
Sie expandierten jedoch auch in andere Regionen und brachten ihre Sprache nicht nur nach Europa, sondern auch nach Indien und Pakistan. So lässt sich die sprachliche Verwandtschaft erklären.
Kurz gefasst
Sanskrit ist also nicht unbedingt die eine Ursprache, die Schlegel vor Augen hatte – auch wenn sie so schön geheimnisvoll klingt. Sie gehört aber, wie das Deutsche und sämtliche romanischen Sprachen auch, zur indogermanischen Sprachfamilie.
Und das Spannende: So verwandt wie unsere Sprachen sind auch wir …
Weiterlesen?
Wolfgang Schindler: Einführung in die Sprachgeschichte [Skript].
Lockwood, William B.: Indogermanische Sprachwissenschaft, 202 Seiten.