Ich bin ein Semikolon!
Tatsächlich ist das Semikolon eines der spannendsten Satzzeichen: Seinen Namen erhielt das Zeichen, weil es ein halber Doppelpunkt ist – ein semi-kolon. Es ist ein „Dazwischen“. Es ist … irgendwie elegant. Und obwohl es so schön unaufdringlich ist, drängt sich doch vielen Liebhabern die Frage auf:
Wie verwendet man das Semikolon eigentlich?
Der sogenannte „Strichpunkt“ macht sich rar und verfolgt meist einen bestimmten Sinn, wenn es auftaucht. Es wirkt stärker als ein Komma und schwächer als ein Punkt. Das Semikolon ordnet Gedanken in einem Satz, ohne ihn abschließen zu müssen. Sie können es beispielsweise wunderbar für strukturierte Aufzählungen verwenden:
„Ich kaufe Mayo, Käse, Milch; Bonbons, Schokolade.“
„Mayo“, „Käse“ und „Milch“ stehen hier in einem Sinnzusammenhang, ebenso wie „Bonbons“ und „Schokolade“.
Außerdem wird es eingesetzt, wenn zwei gleichrangige Sätze nebeneinanderstehen sollen, beispielsweise:
„Der Herbstwind weht hastig; die Bäume sind fast kahl.“
Sätze lassen sich also ganz einfach strukturieren; abträglich ist es jedenfalls nicht, im Gegenteil.
Wie steht es um das Satzzeichen?
Zugegeben, das Semikolon ist schon ziemlich alt und scheint langsam auszusterben. Jane Austen nutzt es noch inflationär, J. K. Rowling nur noch in jedem 49. Satz. In der Marketingsprache fühlt es sich nicht sehr wohl, die Klarheit des Punktes ist hier (zu Recht) begehrter. Vielleicht ist gerade die heutige kurze, prägnante Sprache – orientiert am amerikanischen Stil und kurzen Hauptsätzen –, die das Semikolon in Vergessenheit geraten lässt.
Vielleicht sollten wir es aber einfach mal wieder ausgraben und öfter verwenden. Denn lange Sätze müssen sich nicht schwer lesen lassen – sofern man sie gut strukturiert.
Kurz gefasst
Das Semikolon versteckt sich immer häufiger in Artikeln und Büchern. Man muss aufmerksam danach suchen, um es zu erwischen. Versuchen Sie doch selbst mal wieder, eines einzubauen; es sorgt für kleine Denkpausen und gibt auch längeren Sätzen Struktur.
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